Weinführer
Vina Errazuriz
Die Weinsituation in Chile war jahrhundertelang sehr einfach: Weinberge wurden auf niedrigen, flachen Feldern gepflanzt, die Erträge waren hoch, die Qualität durchschnittlich, aber das spielte keine Rolle, da die Weinberge leicht zu pflegen und zu ernten waren. Der Fruchtgehalt war enorm hoch, aber auch das war in Ordnung, da die Weine sanfter, gelungener und mehr oder weniger ansprechend waren.
Livin’ la vina loca
Das war alles in Ordnung, bis eine Welle von Winzern aus der neuen Welt entschied, dass die chilenische Weinindustrie, so wie sie war, revolutioniert werden musste. Sie würden nicht länger den bewährten Methoden folgen, die so lange kaum funktionsfähig waren. Sowohl etablierte als auch neue Weingüter begannen, mit Reben in der Höhe zu experimentieren, oft auf der 1.000-Meter-Marke, oder in der Nähe des Meeres, mit kühlenden Meeresbrisen, um den heißen Sommern entgegenzuwirken. Langsam aber sicher etablierte sich Chile auf der Weltbühne als ernstzunehmender Konkurrent. Der chilenische Wein schien endlich angekommen zu sein.
Errázuriz ist vielleicht der einzige Spitzenproduzent chilenischer Weine
Mitverantwortlich für diesen Umbruch ist Eduardo Chadwick, bekannt für den Kultwein Sena. Vina Errázuriz, eine der Pionierinnen der ursprünglichen chilenischen Weinszene, wurde 1870 von Don Maximiano Errázuriz im Acongua-Tal gegründet. Eduardo Chadwick, der das Anwesen in der fünften Generation der Chadwicks leitet und ein Mann mit Visionen ist, hat das Anwesen seiner Familie fest ins 21. Jahrhundert geführt. Das Weingut wurde 2017 von Robert Parker’s Wine Advocate mit dem Titel „Bestes chilenisches Weingut“ ausgezeichnet und Eduardo selbst war 2018 Decanter’s Man of the Year.
Besser als die Besten
Neben dem fabelhaften Sena, einst ein Joint Venture mit Robert Mondavi, heute jedoch vollständig im Besitz von Chadwick, produziert das Weingut auch vier weitere Weine, insbesondere den Vinedo Chadwick, den Wein, der angeblich dafür verantwortlich ist, das Gesicht der chilenischen Weinindustrie für immer zu verändern. Die Rede ist natürlich von dem sagenumwobenen Jahrgang 2001, der 2004 bei Blindverkostungen in Berlin Konkurrenten wie Chateaux Lafitte und Latour besiegte (und das Kunststück dann bei der Blindverkostung weltweit wiederholte). Wenig überraschend ist Vinedo Chadwick kein One-Hit-Wonder; Tatsächlich ist es Chiles teuerster Wein (obwohl er mit 200 € immer noch unglaublich günstig ist). Die Jahrgänge erhalten durchweg begeisterte Kritiken, wobei der 2015er Wein die perfekten 100 Punkte erreichte und damit der erste chilenische Wein war, der jemals eine solche Auszeichnung erhielt.